Was bringt die Zukunft?

Die VBZ wollen mit klugen Investitionen das Potential der bestehenden Depots und Garagen – vor allem hinsichtlich Wirtschaftlichkeit und Umwelteffizienz – nutzen. Bei aller Zukunftsfähigkeit gilt es ebenso, dem Denkmalschutz gerecht zu werden. Spannende Herausforderungen für Mitarbeitende aus Immobilien- und Baumanagement und vielen anderen Bereichen.

Seit den 1970er Jahren bewältigen die VBZ die städtische ÖV-Entwicklung mit ihren bestehenden Anlagen: Zürich Altstetten, Kalkbreite, Hard, Irchel, Oerlikon, Wollishofen sowie den Busgaragen Hardau, Hagenholz und Sonnental (das Tramdepot Burgwies wurde 1997 stillgelegt). In dieser Zeit ist das Angebot stetig gestiegen: Das Liniennetz wurde um fast 60% ausgebaut und die Fahrgastzahlen sind auf 325 Millionen pro Jahr geklettert. Bis 2030 rechnen die VBZ noch einmal mit rund 30% mehr Fahrgästen, was etwa 100 Millionen pro Jahr entspricht. Eine Ursache ist das starke Bevölkerungswachstum seit Beginn des neuen Jahrtausends: Die Zürcher Bevölkerung wuchs um fast 50.000 Personen auf heute 424 000. Und bis Ende 2030 werden  450 000 Menschen erwartet.

Tramhalle und Wohnbaugenossenschaft am selben Ort

Für die VBZ heisst das, ihr Netz in den nächsten Jahren weiter auszubauen. Die dafür notwendige Vergrösserung der Fahrzeugflotte und der Trend zu längeren Fahrzeugen bedingen zusätzliche Abstellflächen für Reinigung, Abstellung und Instandhaltung der Fahrzeuge. Entscheidend ist aber auch, dass sich die Infrastruktur-Standorte nah bei Fahrzeugen und Linien befinden. Nur dann können Wirtschaftlichkeit und die höchstmögliche Verfügbarkeit der Flotte gewährleistet werden.

Um all dies umsetzen zu können, gehen die VBZ mit ihrer Anlagenstrategie unkonventionelle Wege. Für verschiedene Standorte bedeutet das Mehrfachnutzungen. «Im Zuge des verdichtenden und nachhaltigen Bauens macht es Sinn, wenn wir unsere Areale nicht alleine nutzen, sondern mit anderen Anspruchsgruppen Synergien suchen», sagt Simon Räbsamen, Leiter Infrastruktur bei den VBZ. Das erste diesbezügliche Projekt sei die Tramhalle Kalkbreite an der Badenerstrasse gewesen, an deren Seite die Genossenschaft Kalkbreite angesiedelt ist.

Depotumbau und 220 neue Wohnungen

2019 soll die Planung und 2024 der Umbau des Tramdepots Hard abgeschlossen sein. Der Plan sieht vor, hier eine Wohnsiedlung anzuschliessen, mit der die Stadt rund 220 gemeinnützige Wohnungen schafft.

Entscheidend für die zukünftige Entwicklung ist jedoch nicht nur die Förderung neuer Konzepte, sondern auch die Modernisierung des Bestehenden. Auf diese Weise können die VBZ das kontinuierliche Wachstum stemmen und auf Marktentwicklungen reagieren, bis neue Projekte entstehen können – wie etwa der Bau der geplanten Tramtangente Rosengarten. Erst danach ist ein zusätzlicher Depotstandort in Zürich Nord oder an der Aargauerstrasse zu entwickeln. Spannende Perspektiven – städtebaulich, aber auch beruflich.

Zwischen Photovoltaik und Denkmalschutz

Das unter Denkmalschutz stehende Depot Wollishofen hat bereits 2012 eine Sanierung erhalten. Neben der Hüllensanierung wurde die gesamte Tragstruktur erneuert und auf dem Dach eine Photovoltaikanlage mit 935 Photovoltaikmodulen installiert. Damit konnten die VBZ zum ersten Mal eigenen Strom produzieren. Hinzu kam die Sanierung sämtlicher Räumlichkeiten für Betrieb und Technik Tram. Die Modernisierung des Depots Irchel, das 1929 erbaut wurde, führte in dreijähriger Umbauzeit unter anderem zu einer Verbesserung der Wärmedämmung, dem Ersatz der Haustechnik-Installationen sowie Einhausung und Ersatz der Tramaussenwaschanlage.

Aktuell wird vor allem an der Busgarage Hardau neu gebaut, ersetzt und modernisiert.

Die Garage Hardau, Baujahr 1965, ist ein wichtiger Standort für die Instandhaltung und Wartung von rund 170 Bussen. Die stetige Anpassung stösst jedoch an ihre Grenzen, vor allem durch den Einsatz längerer Fahrzeuge sowie der Niederflurtechnologie, weshalb eine Erneuerung und Erweiterung notwendig wurde. Das Bauvorhaben ist anspruchsvoll: Servicegebäude und Werkstatttrakt wurden bis auf einzelne Technikbereiche im Untergeschoss rückgebaut. Auf dem Fundament der Kellerbodenplatte erfolgt der Wiederaufbau der neuen Gebäude. Der Ersatzneubau von Werkstatttrakt und Servicegebäude muss viele Bedürfnisse optimal abdecken: Dies gelingt, wenn sich neben den Facility-Management-Spezialisten auch die Nutzer wie Technik Bus, Betrieb Bus, Disposition Bus und Fahrschule Bus einbringen.

Baustelle Hardau. Spannendes Terrain für ProjektmanagerDie Montage des grossen Turmdrehkrans erfolgte Mitte April 2018, sodass die Baustelle nun auch schon aus der Ferne gut zu sehen ist. Mit dem Abschluss der Aushub- und Fundationsarbeiten ist Ende Mai der Startschuss für die Baumeisterarbeiten gefallen. Bis die Inbetriebnahme so weit ist, wirken sich die Arbeiten auf die täglichen Betriebsabläufe aus und verlangen von allen viel Flexibilität. So ist ein Übergangsbetrieb für die Instandsetzung der Busse in den Busgaragen Hardau, Hagenholz und der Zentralwerkstatt (ZW) sichergestellt.

Facelifting beim Tramdepot Kalkbreite

Unweit der Hardau wurde die 70 Jahre alte, filigrane Fassade des Tramdepots Kalkbreite auf den aktuellen Stand gebracht. Hülle, Tragstruktur und Haustechnik des Gebäudes wurden saniert und die Gleisharfe im Einfahrtsbereich sowie das Stellwerk ersetzt. Auch das Dienstgebäude wurde innen komplett erneuert und die gebäudetechnischen Anlagen ersetzt und angepasst. Zudem wurde das Depot hinsichtlich Wärmeschutz modernisiert.

Unter Berücksichtigung von Denkmal- und Ortsbildschutz wurde inwendig eine zweite Schicht aus Dämmung und Mauerwerk im Sockelbereich sowie eine zeitgemässe Isolierverglasung im Fensterbereich erstellt. Darüber hinaus wird das Flachdach ersetzt. Die Dämmung des Dachs und der Einbau der innenliegenden Fassade werden Energieverbrauch, Wärmeverlust sowie CO2-Austoss senken. Die Energie stammt nun vor allem aus erneuerbaren Quellen, denn eine Grundwasserwärmepumpe – ergänzt mit einer fossilen Heizung als Spitzenbrecher – ersetzte die bestehende Öl- und Gassteuerung. Und die Photovoltaikanlage soll gut 65% des Strombedarf des Depots abdecken (Jahresbedarf 560 000 kWh/a). Für die Mitarbeitenden vor Ort und das Fahrdienstpersonal zahlten sich die aufwändigen Arbeiten aus: So verbesserten sich das Raumklima und die Ergonomie der Arbeitsplätze.

Nächstes Projekt: Tramdepot Oerlikon

Zahlreiche komplexe Projekte zur Instandsetzung realisieren die VBZ auch in Zukunft: Die Erneuerung des Tramdepots Oerlikon (alter Teil) sowie der Ersatz und die Einhausung der Tramaussenwaschanlage Oerlikon sind 2021/22 geplant und schliesslich die Instandsetzung der Busgarage Hagenholz.

Ein weiteres Grossprojekt, die Sanierung der Zentralwerkstatt, wird dafür sorgen, dass sie mindestens weitere 30 Jahre optimal funktioniert. So wird Bewährtes in Schuss gehalten, während Neues entstehen kann.