Seit der Erstellung vor über 70 Jahren wurden die Gebäude des Tramdepots Elisabethenstrasse nie einer gesamthaften Instandsetzung unterzogen. Unter laufendem Betrieb werden nun die baulichen und technischen Mängel behoben. Die Energieeffizienz wird den heutigen Anforderungen angepasst. Eine spannende Herausforderung für unser VBZ-Projektteam.

Schauen wir auf die Tradition des Depots Kalkbreite, bevor wir einen Blick in die nahe Zukunft werfen. Bereits von 1939 bis 1949 wurde das Gebäude vom damaligen Stadtbaumeister Hermann Herter erstellt, angrenzend an den von Stadtbaumeister Fissler im Jahr 1913 entworfenen Kopfbau an der Elisabethenstrasse 43. Es setzt sich zusammen aus der Depothalle (E27) und den beiden Dienstgebäuden Elisabethenstrasse 15 (E15) und 43 (E43). Alle drei Gebäudeteile sind im kommunalen Inventar der kunst- und kulturhistorischen Schutzobjekte der Stadt Zürich aufgeführt.

Tradition trifft auf zeitgemässe Instandhaltung

Doch was das Depot zu einem historischen Kulturgut macht, ist gleichzeitig eine ganz besondere Herausforderung, denn die bestehende Gebäudetechnik ist am Ende der Lebensdauer und nicht wirklich effizient. Deshalb macht es ein Projektteam fit für die Zukunft. Die installierte Wärmeerzeugung auf Basis von Erdgas und Öl entspricht nicht mehr den ökonomischen und ökologischen Grundsätzen der Stadt Zürich. Die Energieverluste erfolgen über das Dach, die Fensterfassade, die Oblichter und über den Luftwechsel. Die Gebäudestatik weist keine Lastreserven auf, und die Betondachelemente sollten ebenfalls optimiert werden. Eine Reprofilierung der Betonelemente würde durch die Erhöhung des Gewichts die ohnehin überbeanspruchte Tragstruktur überfordern. Daher wurde ein Projekt für eine umfassende Gesamtinstandsetzung für den nächsten Nutzungszyklus von 30 Jahren aufgesetzt.

Schwerpunkte der Instandhaltung

  • Statische Ertüchtigung nach heutigen Anforderungen (SIA); Anprallschutz und Erdbebensicherheit
  • Energetische Instandsetzung und Optimierung sowie Reduktion des Heiz-Energiebedarfs und Steigerung der Energieeffizienz
  • Erneuerung gebäudetechnischer Anlagen wie Heizungs-, Lüftungs-, Sanitär-, Klima- und Elektroanlagen
  • Umsetzung der feuerpolizeilichen Auflagen (Brandschutz)
  • Erhalt der Funktionstüchtigkeit des Trambetriebs (Betrieb und Technik)
  • Sicherstellung der Temperaturvorgaben zur Einhaltung des Arbeitsgesetzes: für die Reparaturbereiche (E27) mit Zielwert 14–16 °C und die Dienstgebäude (E15 und E43) mit Zielwert 21 °C
  • Erreichung der energetischen Zielvorgaben gemäss der kantonalen Zielvereinbarung (KZV)
  • Bauliche Instandsetzung unter laufendem Tram- und Instandhaltungsbetrieb. Aufgrund des ausgewiesenen Instandsetzungsbedarfs musste auch ein Abbruch des Gebäudes in Betracht gezogen werden.

Unter Berücksichtigung der vielfältigen Anforderungen durch den Gebäudeunterhalt, den Betrieb und die gesetzlichen Vorgaben zielt die Instandsetzung auf eine umfassende Betrachtung des Gebäudes ab. Mit den aufeinander abgestimmten und voneinander abhängigen Massnahmen der energetischen Verbesserungen der Hülle und der Erneuerung der Haustechnik wird eine ganzheitliche Lösung erreicht. Die Dachflächen des Tramdepots sind für eine Solarstromnutzung bestens geeignet. Mit der vorgesehenen Fotovoltaik-Anlage können gut 65 Prozent des zukünftigen Strombedarfs des Depots abgedeckt werden (Jahresbedarf 560 000 kWh/a). Das Dienstgebäude E15 wird innen komplett instand gesetzt.

Sämtliche Massnahmen wurden im Einvernehmen mit der städtischen Denkmalpflege definiert, um den Erhalt der Erscheinung eines wichtigen Zeitzeugen der Stadt Zürich und eines wichtigen Identifikations- und Merkpunktes im Quartier zu sichern. So soll der bauhistorische Schatz fit für die Zukunft gemacht werden.

Dämmung Dach

Das Dach wird vollflächig neu gedämmt. Diese Massnahme ist die günstigste energetische Verbesserung und trägt mit einer sehr guten Wirtschaftlichkeit massgeblich zur Reduktion des Wärmeverlustes und des CO2-Ausstosses bei. Da die Dachhaut aufgrund des Alters und wegen Undichtigkeiten ersetzt werden muss, ist es gesetzlich vorgeschrieben, das Dach zu dämmen (Wärmedämmvorschriften).

Dämmung Oblichter

Die bestehenden Oblichter werden mit einer Isolierverglasung ausgerüstet, und die originalen Profile werden gedämmt. Die Massnahme ist im Zusammenhang mit den gesetzlich notwendigen Rauch- und Wärmeabzügen (RWA) und den zu verbessernden Sicherheitsanforderungen zu sehen. Für die Gewährleistung der Entrauchung im Brandfall muss auch ohne energetische Massnahmen jedes fünfte Fenster der Oblichter zum Öffnen umgebaut werden. Die bestehenden Oblichter sind als Überkopfverglasung mit der originalen Einfachverglasung ein Sicherheitsrisiko, das in dieser Form nicht mehr bewilligungsfähig ist. Bei einem Glasbruch fallen die Bruchteile der Scheiben auf die darunterliegenden Arbeitsbereiche. RWA- und Sicherheitsanforderungen lassen sich sehr gut mit einem Glasersatz kombinieren.

Fassadendämmung durch «Innere Haut»

Die heutige Fassade weist neben ihrem filigranen, transparenten Erscheinungsbild leider auch eklatante Mängel in den Bereichen winterlicher und sommerlicher Wärmeschutz auf. Abhilfe schafft unter Erhaltung des Erscheinungsbildes und der Originalsubstanz die Innere Haut. Dabei wird inwendig der bestehenden Fassade eine zweite Schicht aus Dämmung und Mauerwerk im Sockelbereich sowie eine zeitgemässe Isolierverglasung im Fensterbereich erstellt. Dies entspricht technisch und kostenmässig einer neuen Standard-Pfosten-Riegel-Fassade, die bei einer Sanierung ohne denkmalpflegerische Vorgaben aufgrund der Wärmedämmvorschriften gebaut werden würde.

Durch die neue, innenliegende Fassade kann sowohl der winterliche Wärmeverlust, als auch der sommerliche Hitzeeintrag mit einer wettergeschützten Beschattung verhindert werden. Die Fassade trägt am meisten zur Reduktion des Wärmeverlustes und des CO2-Ausstosses bei. Die relativ hohen Kosten, bedingt durch die Komplexität des Bauteils (Transparenz, zum Öffnen, Beschattung) führen zu einer tieferen Wirtschaftlichkeit. Alle drei aufgezeigten energetischen Massnahmen führen zu einer gesamthaften Amortisationsdauer von 38,4 Jahren bzw. von 17,6 Jahren unter Berücksichtigung der in Aussicht gestellten Förderbeiträge.

Grundwasserwärmepumpe

Als Ersatz der bestehenden fossilen Wärmeerzeugung ist eine Grundwasserwärmepumpe vorgesehen. Diese profitiert optimal von einem mächtigen Grundwasserstrom, der direkt unter dem Tramdepot nordwestwärts fliesst. Diese elegante Form der Wärmeerzeugung trägt ihrerseits zu rund einem Viertel der Einsparungen des CO2-Ausstosses bei. Der prozentuale Anteil der erneuerbaren Energie (Grundwasser) und der fossilen Energie (Gas) hängt direkt vom U-Wert der Hülle (Dämmung der Fassade und des Daches) ab.