Wenn man zur höchsten Stadtzürcherin vordringen möchte, führt kein Weg an Manuela Leonhard vorbei. Als Assistentin von Corine Mauch sitzt sie im Vorzimmer der Stadtpräsidentin, koordiniert all ihre Termine und schaut, dass es ihr an nichts fehlt. «Ich bin ein Teil von Corine Mauchs Gehirn», lacht die gebürtige Thurgauerin, die nie um eine Antwort verlegen ist.
Corine Mauchs grösster Fan
Neun Jahre ist Manuela Leonhard bereits im Amt. In dieser Zeit hat sie schon so allerhand miterlebt. «Mit der Zeit wird man ein Lexikon, das über alles Bescheid weiss», sagt sie. Neben ihrem Wissen ist es vor allem ihre hilfsbereite Persönlichkeit, die dazu beiträgt, dass sie Mauch bestmöglich entlasten kann. Als Beizertochter hat sie das Dienstleister-Gen quasi eingeimpft bekommen und weiss mit Menschen jeden Schlags umzugehen. «Ob Politiker, CEO oder gewöhnlicher Bürger – ich behandle die Anliegen aller Leute gleich und bemühe mich für alles eine Lösung zu finden», erklärt die 55-Jährige. Bevor sie ins Stadthaus kam, führte die Mutter von vier Kindern mit ihrem Ex-Mann während 13 Jahren das Hotel Leonhard im Zürcher Kreis 1 und flog als Flight Attendant für die Crossair und die Swiss um die Welt. Mit ihrer quirligen und aufgestellten Art mag sie auf den ersten Blick nicht so recht in einen Verwaltungsbetrieb passen und scheint das pure Gegenteil von Stadtpräsidentin Corine Mauch zu sein, die für ihr ruhiges Auftreten bekannt ist. «Unser Naturell ist tatsächlich sehr unterschiedlich», bestätigt Manuela Leonhard. «Trotzdem oder gerade deshalb arbeiten wir super zusammen. Wir sind zwei entspannte Frauen, die beide gerne lachen. Das verbindet uns und sorgt dafür, dass in unserem Büro eine gute Atmosphäre herrscht.» Sie sei Corine Mauchs grösster Fan und habe den besten Arbeitsplatz der Welt, schwärmt Manuela Leonhard und lässt keine Zweifel aufkommen, dass dies keine Übertreibung ist.
Die Geburtsstunde von @zurich_is_beautiful
Die Mittfünfzigerin verehrt die Stadt, für die sie arbeitet. Zürich ist seit 36 Jahren ihre Heimat und für sie der Himmel auf Erden. Auf einer Reise durch Südamerika, die sie vor drei Jahren unternommen hat, sei ihr bewusst geworden, was für ein grossartiges Image die Schweiz und die Limmatstadt auf der Welt habe. «Es irritierte mich zunehmend, dass die Leute hierzulande häufig so negativ sind und immer irgendetwas auszusetzen haben. Dabei leben wir doch an einem wunderbaren Ort!», sagt Leonhard. So kam es, dass sie den Instagram-Kanal @zurich_is_beautiful ins Leben rief und begann Bilder von Zürich zu posten. Ihre Lieblingsmotive: Der Zürichsee, das Limmatquai und das Niederdörfli. «Anfangs fotografierte ich vor allem auf meinem Arbeitsweg vom Seefeld ans Stadthausquai. Inzwischen bin ich in der ganzen Stadt unterwegs und nutze jede freie Minute, um zu Fuss oder mit Tram und Bus der VBZ auf Foto-Tour zu gehen», erzählt sie begeistert von ihrem Hobby. Inzwischen erreicht sie auf Instagram über 12’000 Follower und hat auf Linkedin über 25’000 Kontakte, die sie dieses Jahr zum Geburtstag mit mehr als 3000 Glückwünschen überschütteten. Klar, dass sich Manuela Leonhard für jeden einzelnen persönlich bedankte.
Ein positives Bild von Zürich in die Welt transportieren
Manuela Leonhard verbringt mehrere Stunden täglich damit, ihre Social-Media-Kanäle zu pflegen und die Fragen und Reaktionen ihrer Follower zu beantworten. «Es ist ein ziemlich zeitintensives Hobby», lacht sie und fügt an: «Mehr als fünf bis sechs Stunden Schlaf liegen im Moment meist nicht drin. Aber das Fotografieren, der Austausch mit den Menschen und dass ich mit meinen Bildern ein positives Bild von Zürich in die Welt transportieren kann, bereitet mir so viel Freude, dass ich das gerne in Kauf nehme.» Hat sie sich auch schon einmal überlegt, ihre Freizeitbeschäftigung zum Beruf zu machen? Die im Seefeld wohnhafte Zürcherin winkt ab: «Nein, ganz bestimmt nicht. Ich erhalte zwar mehr und mehr Anfragen für bezahlte Kooperationen, die lehne ich aber alle ab. Für mich soll Instagram eine Leidenschaft bleiben. Ich habe einfach Spass daran, die Menschen mit meinen Bildern zu erfreuen. Dafür muss man mich nicht bezahlen.»
«Ich bleibe an Corine Mauchs Seite»
Manuela Leonhard ist mit ihrem Leben rundum zufrieden. «Ich geniesse die Zeit als unabhängige Single-Frau und tue das, was mir gefällt», strahlt sie. Dann gönnt sie sich auch einmal eine Auszeit und checkt im Tessin in ein Luxushotel ein, um sich verwöhnen zu lassen. Beruflich, sagt das Energiebündel, werde sie an Corine Mauchs Seite bleiben: «Wir werden sehen, ob sie sich 2022 nochmals zur Wiederwahl als Stadtpräsidentin stellt. Wenn ja, freue ich mich, sie weiterhin zu unterstützen. Wenn nicht, werde ich sehen, was die Zukunft bringt.» Vorgesorgt hat sie auf jeden Fall schon einmal und sich zum Systemischen Coach nach dem St. Galler Coachingmodell ausbilden lassen. «Ganz egal, was ich tue – der Mensch steht für mich immer im Mittelpunkt», lächelt sie und verabschiedet sich winkend durch die Gull-Halle des Stadthauses.